Bahnfahrt ab Alausí zur Teufelsnase | Nariz del Diablo in Ecuador
Bevor ich in ein paar Tagen in mein Urwaldabenteuer in der Sacha Lodge starten werde, stand heute noch ein völlig anderes Programm auf dem Plan. Ich habe die berühmte Zugfahrt zur Teufelsnase gemacht, ab dem kleinen Örtchen Alausí fährt Tren Ecuador zur Station Sibambe am Fuß der Teufelsnase „Nariz del Diablo“. Diese nur 6 km lange Bahnstrecke ist einerseits für die markante und namensgebende Felsformation „Nariz del Diablo“ bekannt und andererseits für die grandiose Ingenieursleistung beim Bau der Gleise. Während Alausí auf 2360 Metern über dem Meeresspiegel liegt, sind es bei Simbambe nur noch 1306 Meter. Um diesen Höhenunterschied zu bewältigen, wurden in die steile Felswand der Teufelsnase zwei Spitzkehren geschlagen und haben der Strecke den Ruf eingebracht, eine der spektakulärsten der Welt zu sein.
Der Bahnhof in Alausí
Die kleine Andenstadt Alausi (6.000 EW) in Ecuador in der Provinz Chimborazo liegt auf einer Höhe von 2.360m in einem Tal. Parkplätze für Mietwagen findet ihr problemlos unmittelbar in Bahnhofsnähe. Der Linienbus hält etwas außerhalb der Stadt, so das ihr einige Minuten gehen müsst, um die Zugfahrt zur Teufelsnase zu bekommen. Doch es gibt noch einige weitere Sehenswürdigkeiten in Alausí.
Die Puente Negro in Alausí ist eine Brücke, auf die sie sehr stolz sind. Ich muss zugeben, dass sie nicht das Highlight deines Tages sein wird 😉 Aber sie ist ein schönes Ziel für einen Spaziergang durch die Stadt. Als sie 1903 gebaut wurde, war es sehr imposant, eine solche Brücke für einen Zug zu bauen.
Der sonntägliche Markt in Alausí ist unglaublich
Warum: weil er zu 100% lokal und authentisch ist. Eine Menge – wunderschön gekleideter! – Indigene aus den winzigen Dörfern im ecuadorianischen Hochland kommen am Sonntag nach Alausí, um Produkte zu verkaufen und zu kaufen. Der Markt ist wirklich in der ganzen Stadt zu finden. Es gibt viele Produkte, Fleisch (lebendige und tote… Meerschweinchen…), Kleidung, Brot und alles, was du sonst noch brauchen könntest. Schlendere einfach herum und entdecke.
Bahnfahrt zur Teufelsnase
Zwei mal pfeift der Lokführer, dann setzt sich der Zug mit den hölzernen Waggons ruckelnd in Bewegung. Die Lehnen der alten sitze lassen sich klappen, so kann man sowohl bei der Hin- als auch bei der Rückfahrt in Fahrtrichtung sitzen und die grandiose Landschaft genießen. 30 Minuten dauert die Fahrt, zu Beginn erzählt der Schaffner einige Details zu Bahnstrecke, Bau und Zug. Anschließend hört man nur noch das rattern des Zuges und das Klicken der Kameras der Touristen. Man hört im Abteil Sprachen aus allen erdenklichen Erdteilen.
Nach wenigen Minuten wird der Zug bereits langsamer, wir haben die erste der Spitzkehren erreicht. Der Zug hält kurz und setzt sich dann in entgegengesetzter Fahrtrichtung wieder in Bewegung. Neben dem Logführer ist noch ein Assistent und der Bremser „frenero“ (wahrscheinlich der wichtigste Mitarbeiter auf den steilen Stücken) an Board, damit bei den steilen Fahrten alles einwandfrei klappt. Gerade bei Regen oder im Winter sind Fingerspitzengefühl und Erfahrung gefragt.
Der Blick durch das unter uns liegende Tal mit dem Rio Chanchán und den steilen Berghängen ist spektakulär. Bei der Abfahrt in Alausí empfiehlt es sich, zur besseren Sicht in Fahrtrichtung rechts zu sitzen. Sollte das nicht klappen weil der Zug gut gebucht ist, dann eben auf der Rückfahrt.
Angekommen an der Nariz del Diablo
Angekommen in der Endstation stehen gute 2 Stunden zur freien Verfügung. Es gibt ein kleines (kostenloses) Museum zum Bahnbau, einen kleinen (sehr touristischen) Markt mit Handarbeiten aus der Umgebung, ein nettes Restaurant und zahllose kleine Pfade und Fotomotive zur Verfügung. Für mich klangen 2 Stunden nach extrem lang, Sie waren dann jedoch ausgesprochen kurz.
An der Endstation hat man einen guten Blick auf die in die Felswand geschlagenen Spitzkehren an der Teufelsnase. Wer mag kann auch tolle Bilder schießen, auf den sowohl die Bahn, als auch die Teufelsnase zu sehen ist. Man könnte fast meinen, beim Bau der Bahn wurde an die Touristen in den kommenden Jahrzehnten gedacht…
Nach einem kühlen Bier im Restaurant und einem erfrischenden Eis pfiff der Lokführer auch schon die letzten 30 Minuten an. Wir machten uns auf den Rückweg Richtung Bahnstation und wurden dort von einer Tanztruppe verabschiedet. Kann man sich ansehen, muss man aber nicht. Wie auch der Fahrpreis von 25,- USD (der für viele Einheimische unbezahlbar ist) zeigen solche Einlagen, das die Zielgruppe ausländische Touristen sind.
Die Bahnfahrt zur Teufelsnase „Nariz del Diablo“ ist definitiv ein Erlebnis, die Landschaft ist beeindruckend. Jedoch sollte man sich von der „steilen Bahnstrecke“ nicht mit falschen Erwartungen locken lassen. Die Bahn ist mit einer Steigung von ca. 6% um etwa 50% steiler als die in Deutschland fahrenden Züge, die ca. 4% bewältigen. Das ist ganz erheblich! Verglichen mit den steilen Berghängen und Strassen in den Anden, liegen die Bahngleise jedoch ziemlich flach.
Abfahrtzeiten und Ticketpreise
- Tage: dienstags – sonntags
- Zeiten: 8:00 Uhr und um 11:00 Uhr
- Dauer: ca. 3 Stunden
- Preis: 33,- Dollar
In den Ferien und an wichtigen Feiertagen gibt es eine zusätzliche Fahrt um 15:00 Uhr.
Jetzt hast du Lust bekommen, Ecuador noch weiter kennen zu lernen? Dann wirft doch einen Blick auf meine Liste der wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Ecuador. Sicherlich findest du dort noch weitere Anregungen.