Starlink Satelliten ganz einfach fotografieren
Aktuell ist die Presse voll von Berichten über das SpaceX Projekt von Elon Musk, die Erde mit einem Satellitensystem zu umspannen und so mit schnellem Internet zu versorgen. Gezeigt werden dabei häufig Bilder von einer extrem hellen Perlenkette am Himmel. Diese Bilder entsprechen nicht der Realität. In aller regel werden 60 Starlink Satelliten gleichzeitig ins All geschossen, das ist die bekannte Perlenkette. Nach kurzer Zeit verteilen sich die Satelliten jedoch auf unterschiedliche Umlaufbahnen und sind nicht mehr so extrem präsent. Gut sichtbar sind Sie jedoch noch immer.
Starlink Satelliten? Was ist das genau?
Starlink ist ein vom US-Raumfahrtunternehmen SpaceX unter Elon Musk und Gwynne Shotwell geplantes weltumspannendes Satellitennetzwerk, das ab Mitte 2020 Internetzugang in den USA bieten soll, 2021 fast weltweit. Mittlerweile befinden sich mehrere hundert Starlink-Satelliten im Erdorbit, womit SpaceX der weltweit größte kommerzielle Satellitenbetreiber ist. Insgesamt bestehen bis zum Jahr 2027 befristete Genehmigungen für den Start von maximal 11.927 Satelliten sowie Anträge von SpaceX für nochmals bis zu 30.000 Satelliten.
Quelle: Wikipedia
Warum liest man dann gerade so viele Berichte über Starlink in der Presse?
Elon Musk hat angekündigt, das heute, 23.04.2020 erneut 60 Satelliten ins All geschossen werden. Doch das dürfte nicht der Hauptgrund sein. Immerhin hat er schon Hunderte Satelliten im All. Der Himmel ist klar, die Satelliten sind über Deutschland und durch die Corona-Pandemie hat die Bevölkerung gerade mehr Zeit als sonst. Dazu schreiben viele Zeitungsredaktionen offenbar von einander ab, oder greifen auf den selben Pool von vorgefertigten Meldungen zurück. Die Artikel ähneln sich alle sehr auffällig:
- es werden die selben Bilder genutzt
- ähnliche Formulierungen wie „die Ufo-Meldestelle stand nicht still“ (ich wusste nicht mal, das es diese Stelle gibt)
- Augenzeugen werden zitiert
Welche Technik benötigt man, um Starlink Satelliten zu fotografieren?
Da die Satelliten einerseits sehr hell sind und sich andererseits auch mit einem moderaten Tempo bewegen, lassen sie sich gut von Amateurfotografen ohne teure Technik fotografieren. Hinzu kommt, das sich die Umlaufbahnen der Starlink Satelliten in zahllosen Apps und auf Webseiten überwachen lassen. Somit kann man sich, wenn das Wetter einen klaren Himmel verspricht, einwandfrei vorbereiten. Folgende Ausrüstung habe ich für meine Bilder verwendet:
- Kamera: Canon EOS 6D Mark II
- lichtstarkes Objektiv: Tamron SP 15-30mm F/2.8 Di VC USD
- Stativ: Rollei Traveler Carbon
- App: Sky Guide
- Webseiten: Heavens Above & Find a Starlink
Wann kann man Starlink Satelliten am besten fotografieren?
Grundvoraussetzung ist natürlich, das der Himmel klar ist und das die Starlink Satelliten über Deutschland fliegen. Für erstes Hilft ein Blick in den Wetterbericht, für zweites diverse Webseiten und Apps. Ich bin ein großer Fan von Find a Starlink, da man dort nach Eingabe der Koordinaten (bsp. hier ermitteln) vom eigenen Standort die exakten Zeiten mit guten Sichtbarkeiten und auch die Flugrichtung ermitteln kann.
Auf der Live-Karte kann man etwa verfolgen, wo sich die verschiedenen Satelliten-Kolonnen gerade ungefähr befinden. Wer wissen will, wann er selbst die Satelliten am Abend- oder Nachthimmel beobachten kann, kann unter dem Punkt „Find Starlink“ Land und Stadt eingeben, in der er sich gerade befindet. Dann wird übersichtlich angezeigt, wann die Starlink-Flotte an dem eigenen Standort zu sehen sein wird.
Wo kann man die Satelliten am besten fotografieren?
Auch hierbei gelten die Grundregeln der klassischen Astrofotografie. Je geringer die Lichtverschmutzung am Boden ist, desto besser wird das Bild vom Himmel. Da die Starlink Satelliten jedoch so hell sind, bekommt man auch an schlechten Standorten ordentliche Ergebnisse zusammen. Ich habe mein erstes Bild beispielsweise vom Balkon in der Innenstadt fotografiert – dem denkbar schlechtesten Standort.
Tipps und Tricks um Starlink Satelliten zu fotografieren
…die braucht man gar nicht. Die Satelliten sind so berechenbar, das man sie gut zum Üben nutzen kann. Man muss „nur“ die folgenden Schritte befolgen:
- Wetter und Zeit der Satelliten im Auge haben
- Kamera, Akku, Speicherkarte & Stativ bereit halten
- Kamera ausrichten und Probebilder aufnehmen (ich habe im Live-View um den Faktor 10 vergrößert und dabei manuell fokussiert)
- Abwarten, bis die Uhrzeit stimmt
- Fotografieren
Aktuell hilft die Tatsache, das sowohl Venus als auch die Satelliten im Westen stehen. Somit hat man mit der Venus einen hervorragenden Orientierungspunkt. Bei mir hat sogar der Autofokus auf die Venus reagiert. Ich habe jedoch trotzdem manuell fokussiert.
Kritik an den Starlink Satelliten von Elon Musks SpaceX
Die lauteste Kritik an dem Satelliten-System kommt von Astronomen, die eine Verschmutzung vom Nachthimmel erwarten. Die ersten Satelliten haben diese Befürchtung bestätigt, da sie als überraschend helle Perlenketten am Himmel zu sehen waren. Neuere Modelle reflektieren weniger stark, sind jedoch noch immer auf Bildern gut sichtbar. Was für Hobbyfotografen sehr interessante Motive sind, stellt für professionelle Astrofotografen ein erhebliches Problem dar. Wer will schon gerne Lichtspuren im Bild haben, wenn das eigentliche Motiv eine ferne Galaxie oder ein Sternennebel ist? Beispiele dafür gibt es beim Astrofotograf Roland Störmer.